Sonntag, 4. November 2007
Moderne Kunst
welch heikles Thema.
Heute feierte das Museum Abteiberg Wiedereröffnung, nach dem es über ein Jahr wegen Renovierung/Generalsanierung geschlossen war.
Es ist offiziell ein Museum für zeitgenössische Kunst, insofern ist es natürlich klar, dass man dort eher weniger "Klassiker" findet. Auch wenn die aktuell präsentierte Austellung schwerpunktmäßig die wertvollsten Stücke zeigt (Polke, Beuys, Klein, Uecker, Lüpertz etc. sind ja schon fast wieder Klassiker), bleibt noch immer genug Raum für viele andere "junge Wilde" - und nun ja, was soll ich dazu sagen, außer dass sie mir nichts sagen.
Es ist halt wie vieles immer eine Frage der Einstellung und trash art kann natürlich genauso Kunst sein, wie minimal art oder monochrom art, es ist halt nur nicht meine art von Kunst. Auch wenn ich die Müllsammlungen von Dieter Roth schon fast wieder gut finde, vor allem nach dem mir die Idee kam, einen Künstlernamen (vielleicht: Rita Dot?) anzunehmen und den Inhalt unserer Wohnung kurzerhand als Kunst zu deklarieren......

Aber so wanderte ich denn heute ein wenig einsam durch die Ausstellung, einsam, weil ich mir ja selber Lästerverbot erteilt hatte (hat nicht ganz geklappt, aber fast) und konzentrierte mich irgendwann mehr auf die Besucher als auf die Ausstellungsstücke, denn ganz ehrlich, die waren wirklich sehenswert.

Teufel, Teufel, manche Leute schrecken wohl vor nichts zurück, wenn sie meinen, sie müssten sich für einen Auftritt im Museum stylen. Das Durchschnittsalter lag bei 60++, kein Wunder, denn zur Voraberöffnung waren die Mitglieder des Museumsvereins geladen und da ist kaum einer unter 60. (Die Jüngeren gehen lieber nach Düsseldorf und sind vor allem an örtlichen Seilschaften Netzwerken noch nicht so interessiert.)
Die Männer waren eher farblos grau-schwarz (ich frage mich nur immer wieder, was einen Mann treibt, Schuhe mit Kreppsohle zum dunklen Anzug zu tragen), einige neureiche Spätaussiedler aus dem Osten trugen als einzige bunt, aber im Grunde die normale, langweilige Spießermischung vom Land.
Doch die Frauen dazu...... Mein lieber Schwan. Die Friseure der Umgebung müssen die letzten Tage unter Volldampf toupiert haben, ich wusste gar nicht, dass man dünne, graue Fitzelhaare so hoch türmen kann. Die meisten dieser Damen fielen in die Kategorie "Kuh" - faltenfrei aber rund.
Daneben gibt es dann auch den Typ "Ziege" (dünn dafür faltig), die machen meist eher auf intellektuelle Oma, tragen schwarzgeränderte, viereckige Brillen, schrille Schuhe, wilde Tücher, Riesenschmuck und gerne auch mal ein paar verwegen bunte Strähnchen im ansonsten elegant verwuselten Schnipselhaar.

Insgesamt hatte ich also viel zu sehen. Als die Reden anfingen zog ich mich zurück an die Schwingtür des Caterers. Leider scheint der gewechselt zu haben, gab also kein rotes Pesto, aber insgesamt war der Kram essbar, was ich auch dringend brauchte, da ich den drei Sekt in meinem leeren Magen unbedingt eine Auflage als Grundlage nachliefern musste.

Alles in allem also ein gar nicht so unangenehmer Vormittag, hätte ich mir schlimmer vorgestellt, nur die wichtigen Kontakte, die ich ja eigentlich hätte machen sollen, die fielen aus, weil ich mir berechtigte Sorgen machte, dass die drei Sekt gleich zu Beginn, Einfluss auf mein gesellschaftlich korrektes Benehmen haben würden, und so blieb ich lieber dezent im Hintergrund. War wohl auch besser so, kommt bestimmt noch mal eine andere Gelegenheit, wo die Herren ihre Damen nicht dabei haben und ich mich deshalb nicht permanent zum Kichern herausgefordert fühle.

Trotzdem bleibt mir für heute immerhin ein zufriedener
Punkt.

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