Dienstag, 20. Mai 2008
Lateinvokabeln
Ich werf mich hier grade weg vor Lachen: Der Mini fragt die 13jährige Lateinvokabeln ab.

Mini: demum
C: erstens
Mini: falsch
C: gar nicht, das hatten wir eben schon mal
Mini: da hieß das aber auch nicht erstens
C: wohl
Mini: Wer weiß hier, wie das heißt, du oder ich?
C (genervt): Was heißt es denn?
Mini: ERST - ohne ens

und so geht das in einer Tour. Über jede Vokabel wird diskutiert und dauernd gibt er seine klugen Bemerkungen dazu ab.

Mini: fugo
C: Kugelfisch
Mini: Häää? Das ist doch ein Verb, du Doof.
C: Fugo ist aber auch ein Kugelfisch, und giftig.
Mini: Aber Fische sind keine Verben und fugo ist ein Verb, steht hier.
C: dann heißt es eben, hmmm, ich......, hmmm,
Mini: Na? Was denn jetzt? Weißt es oder nicht?
C: Ja, jetzt weiß ich: verjagen!
Mini: Falsch.
C: Doch, fugare heißt verjagen, in die Flucht schlagen.
Mini: Ich habe aber nach "fugOOOO" gefragt
C: Dann schlage ich eben dich in die Flucht.
Mini: Dann sag das auch richtig, ich mache jetzt ein Kreuz.
C: Du machst kein Kreuz, ich hab das gewusst.
Mini: Aber nur, weil ich Dir geholfen habe, ein halbes Kreuz gibt das aber bestimmt.

Man kann diese Situation schriftlich gar nicht passend wiedergeben, wenn man sich aber vorstellt, dass der Mini erst in der 4. Klasse ist und C. in der 9., dann wird die Komik des Ganzen vielleicht etwas nachvollziehbarer, denn so ein altkluger Mini-Lehrer ist einfach zum Schreien.
Warum bin ich nicht schon früher auf die Idee gekommen, den dafür einzuspannen, so kann er seine weisen Sprüche volles Rohr ausleben und beide profitieren davon. Und sein künftiger Lateinlehrer wird sich maßlos wundern, welch seltsame Vokabelauswahl der Stöpsel schon drauf hat, der kann ja nicht wissen, dass der Mini nur die Vokabeln der 9. Klasse kennt....

Abschluss der Lernaktion:
C: Hey, willst du heute bei mir schlafen?
Mini: Aber dann pups mich nicht wieder voll.
C: Ich pups doch gar nicht.
Mini: Wohl, das letzte Mal musste ich mich am Morgen waschen, weil Mama gesagt hat, ich stinke.

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Samstag, 17. Mai 2008
Der tägliche Trott ist stärker als die Erdanziehung.
Auch wenn mich schon vor über einem halben Jahr definitiv dafür entschieden habe, mein bisheriges Leben gründlich zu verändern und es ab Sommer tatsächlich lieber mit den Kindern alleine, in einer neuen Gegend und mit einem neuen Job versuchen möchte, und obwohl die Vorbereitungen dafür bisher ziemlich perfekt und reibungslos liefen und alles so aussieht, als ob es wunderbar funktionieren wird, zumindest die äußeren Umstände, so schreckt mich der Gedanke, mein altes Leben dann endgültig hinter mir zu lassen, doch immer wieder aufs Neue.

Diese Endgültigkeit hat etwas enorm furcheinflößendes und obwohl ich genau weiß, dass ich gar nicht in der Lage sein würde, mein altes Leben auf Dauer weiterzuführen, weil natürlich genug Erinnerungen da sind, die mir sehr deutlich klar machen, dass ich daran kaputt gehen würde, so wächst doch die Angst vor dem Neuen mit jedem Tag, den der offizielle Umzugstermin näher kommt.

Plötzlich sehe ich jede Menge Vorteile in meinem jetzigen Leben. Der Luxus, der mich wie selbstverständlich umgibt, die Freiheit, insbesondere die zeitliche Freiheit, die ich habe, die Zuverlässigkeit, die der Mann repräsentiert, das Wissen, dass er niemals in Panik gerät und jede, wirklich jede Situation und jedes Problem immer irgendwie positiv löst, die Lockerheit, mit der er meine Zickereien erträgt, all das tausche ich ein gegen das Fehlen der schlechten Seiten des Zusammenlebens.

Ja, ich weiß dass die schlechten Seiten so sehr überwiegen, dass ich damit einfach keinen Alltag mehr leben kann und ja, ich freue mich auf mein neues Leben in einem übersichtlichen Reihenhaus, in einer normalen, gutbürgerlichen Wohngegend, auf meine eigene Ordnung, mit (für meine Verhältnisse) wenigen Gegenständen, auf die Chance, endlich mein Leben so gestalten zu können, wie ich das will, auf eine kleine Küche, in der alles nah beisammen ist, auf ein Schlafzimmer mit Fernseher, den ich seit Jahren dort kategorisch verweigert habe, weil dann dauernd MTV darauf lief und mich das wahnsinnig machte, auf einen Kühlschrank, in dem nur Lebensmittel lagern, die ich auch esse, auf ein übersichtlich sortiertes Bücher- und CD-Regal, in dem nur noch Bücher und CD's stehen, die ich auch lese oder höre und deren Ordnung keiner mehr durcheinanderbringt, und vor allem freue ich mich auf die Routine einer geregelten Arbeit und den Wegfall des permanent schlechten Gewissens, weil eine freie Zeiteinteilung im Homeoffice dazu führt, dass man ja nie fertig ist mit der Arbeit.

Ich habe mich seit Jahren von seiner Lockerheit und Lässigkeit infizieren lassen und genauso locker und lässig gelebt - nur fehlt mir die Selbstdisziplin, in dieser Schwerelosigkeit wenigstens die wirklich wichtigen Dinge ordentlich zu schaffen, was dazu führte, dass ich immer unzufriedener wurde, weil ich das Gefühl hatte, immer öfter zu versagen. Die Latte hing zu hoch, ich bin längst nicht so freigeistig, wie ich gerne wäre, ich brauche feste Regeln und sauber definierte Vorgaben, was überhaupt konkret von mir erwartet wird. So bin ich dauernd auf 47 Baustellen rumgewuselt, habe überall ein bisschen was getan, aber nirgendwo etwas wirklich 100%iges. Das gelebte Pareto-Prinzip (Ausdruck bei Frau Novemberregen gelernt, gefiel mir sehr.)
Mich hat das auf Dauer immer unzufriedener und vor allem lethargischer gemacht. Wenn ich doch sowieso nie etwas wirklich ordentlich hinkriege, dann kann ich es auch gleich lassen.... Irgendwann bestand meine Haupttätigkeit darin, nur noch meine eigene Lethargie zu verwalten.
Nie gelobt zu werden, sondern immer nur darauf hingewiesen zu werden, wie man etwas noch besser oder wenigstens einfacher oder billiger oder schneller oder überhaupt anders machen könnte, führte auf Dauer zu einer Frustration, die mich schlicht aufgeben ließ. Ich habe mein Leben leben lassen, hatte oft das Gefühl "ich werde gelebt", da ich in freier Improvisation nur noch spontan auf dringende Notwendigkeiten reagierte.
Das Gefühl für meine eigenen Fähigkeiten ist mir komplett abhanden gekommen, ich traute mir kaum noch etwas freiwillig zu, hatte zu nichts mehr Lust und ständig Angst, dass mir mein improvisiertes Leben jeden Moment um die Ohren fliegen kann.
Ich kam mir vor wie ein Potemkinsches Dorf mit dem Hauptproblem, die Fassade aufrechtzuerhalten.

Seit 17 Jahren balanziere ich mit diesem Mann mehr oder minder lässig erfolgreich über ein Drahtseil. Abgestürzt sind wir nie, im Gegenteil, selbst Saltos und Pirouetten haben wir dem staunenden Publikum geboten. Ich wurde von vielen bewundert, weil derart artistische Leistungen für Zuschauer immer faszinierend sind.
Aber jetzt bin ich müde und möchte zurück auf den Boden.
Und sorge mich, ob ich dort überhaupt unfallfrei laufen kann und blicke wehmütig zurück auf das Seil, das so lange Jahre mein Zuhause war.
Der Alltagstrott hat wirklich eine enorme Anziehung, aber vielleicht hält mich die Erdanziehung ja doch auf dem Boden, wenn ich mich etwas anstrenge.....

Punkt
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