Samstag, 22. Dezember 2007
Noch mehr SLK
Das SLK-Thema verfolgt mich hartnäckig, diese Woche schon wieder einen getroffen, der das Klischee bis aufs i-Tüpfelchen erfüllte.
Ehemaliger Bankvorstand, wegen Fusionierung seiner Bank mit einer anderen freigesetzt, die Abfindung sichert ihm auch 10 Jahre vor der Rente ein sorgenfreies Leben zu, nur seine Frau fand es wohl ätzend, ihn dann täglich um sich zu haben, die fusionierte deshalb auch, so war er doppelt freigesetzt und strebt nun nach neuen Herausforderungen.
Banker sind leider schwer vermittelbar, (was ich gut nachvollziehen kann, mir hat auch noch keiner vermitteln können, dass er was brauchbares kann), so dass er kurzerhand auf Mediator umschulte. Das ist jetzt der neue Hype, Auguren Mediatoren werden gesucht und was gibt es schickeres, als souverän lässig im dunklen Anzug mit lila Krawatte in einem SLK vorzufahren und den verknöcherten Exkollegen mal zu zeigen, wie sie die Beziehung zu ihrer Sekretärin ihren Mitarbeitern auf eine fruchtbare Ebene verschieben.
Das Kerlchen ist also unglaublich gut drauf und fest davon überzeugt, dass er der neue Mittelpunkt der Welt ist. Dementsprechend weiß er alles und er kann natürlich in die Zukunft sehen.
Mir legte er deshalb die neuen Modetrends des kommenden Jahres zu Füßen, damit ich endlich aufwache und begreife, dass es nichts Peinlicheres gibt, als in einem quietschegelben Kleinwagen durch die Gegend zu zockeln. Er hat sich wohl sehr geschämt, dass er in dieses unsäglich untrendige Auto steigen musste, nur weil mein Promillepegel deutlich unter seinem lag und ich deshalb den Chauffeurdienst übernahm. Ich weigerte mich nämlich umgekehrt, mit seinem SLK zu fahren, schließlich kennt man mich in der Stadt und wenn mich jemand gesehen hätte - weiah nee, das Risiko wäre ich nicht eingegangen.

Die neue Autofarbe für den Menschen Mann von Welt ist nämlich Weiß. Wer sich jetzt ein weißes Auto zulegt, der demonstriert auf das sinnfältigste, dass er mit dem Zeitgeist lebt, aktiv dynamisch und mit einem Ohr immer direkt am Puls der gewinnorientierten Autoindustrie des Geschehens horcht.
Anfangs dachte ich ja noch, er macht nur einen Witz. Weiße Autos sind entweder was für Menschen, die zu geizig sind, einen Aufpreis für einen Sonderlack zu zahlen oder eben Sprinter. Lieferwagen sind immer weiß, warum sollte man sich für einen Lieferwagen auch die Mühe machen, noch eine hübsche Farbe zu wählen.
Aber er hat vollkommen Recht - Weiß ist wirklich das neue Schwarz. Nach einer kurzen Recherche im Internet musste ich mich geschlagen geben, dafür bewundere ich die Taktik der Autoindustrie nun umso mehr.
Mit ein bisschen Überlegung hätte ich aber auch selber drauf kommen können: Wer neue Autos verkaufen will, muss auch was Neues bieten. Wenn man aber nichts wirklich Neues zu bieten hat, schlägt man bei Asterix und Obelix GmbH Co KG nach und findet dort die perfekte Marketinganleitung:
die Leute kaufen
a) Nützliches
b) Bequemes
c) Amüsantes und
d) was den Nachbarn neidisch macht

Und dieses d) ist nicht nur die Marktlücke für den Verkauf von Hinkelsteinen, das passt auch perfekt für den Verkauf von SLK's, die Analogie ist ja wohl offensichtlich.
Was gibt es überflüssigeres als einen SLK und welche Farbe ist die unpraktischste Farbe, die man sich denken kann? Muss man nur kombinieren, und heraus kommt dann sowas.

Künftig wird es also noch leichter, die Männchen von Welt schon von weitem zu sichten, denn an der Farbe sollt ihr sie erkennen.

Ich liebe es, wenn ich beobachten kann, wie sich Männer wie die Lemminge von den Marketingstrategen ihrer bevorzugten Hinkelsteinfirma Automarke in die Abgründe der Idiotie führen lassen.

Andererseits: wie sonst sollten sie ihre überlegene Männlichkeit demonstrieren? Besser sie kaufen weiße Autos, als dass sie noch ernsthaft anfangen zu denken.

Punkt
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