Mittwoch, 20. Februar 2008
Nein!
Einfach nur Nein!

Es gibt Tage, da fällt mir nichts anderes ein.

Nein!
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... ¿hierzu was sagen?

 
Punkt.

... ¿noch mehr sagen?  

 
Nein,
ich verweigere sogar den Punkt.

Ich verweigere einfach alles, ich mag nicht mehr.
Ich hab den Papp ab, die Faxen dicke und überhaupt.

Irgendwo ist mal Schluss.
Nein!

 
Oh.

 
Bevor Du explodierst: Ruf' mich an und kotz' Dich aus.

... ¿noch mehr sagen?  

 
Sie hat sich schon wieder beruhigt.

 
Naja
so halb.
Stimmt, es gibt wieder was zum Freuen, aber allein die Tatsache, dass ich nur deshalb schon wieder gute Laune habe, ärgert mich auch.
Alle um mich herum pflegen ihre Depressionen, jeder hat ständig irgendwas zu jammern, hier läuft es nicht gut, da tut was weh, dieses klappt nicht, jenes ist unerreichbar, der eine möchte mehr Geld verdienen, der andere dafür lieber mehr Zeit haben, dem einen ist ständig einsam und langweilig, der andere fühlt sich nur gehetzt und überfordert, der eine fühlt sich zu dick, der andere zu figurlos, der eine zu jung, der andere zu alt - irgendwas gibt es immer zu meckern und alle um mich herum schimpfen und jammern und klagen was das Zeug hält.
Nur ich Trottel, ich habe überwiegend gute Laune, freue mich, dass von zehn Sachen doch immerhin zwei geklappt haben, mein Husten ist schon fast weg, auf alle Fälle deutlich besser und stört gar nicht mehr, die Teenies haben heute nur eine halbe Stunde gemuffelt und der Mini hat seine Hausaufgaben schon nach der dritten Aufforderung fast alleine gemacht, es war ein toller Tag. Logisch, dass ich mich schon wieder beruhigt habe.

Ich will aber nicht.
Nein verflixt, ich will nicht immer nur alles positiv sehen, ich will endlich auch mal jammern und schimpfen und klagen und vor allem will ich:
bemitleidet werden!!
Ja, genau das will ich - und genau das klappt nie.
Ich weiß schon, wenn ich das jetzt lautstark einfordere, dann kommt gleich der erste, streicht mir sanft übers Haar und sagt 'armer schwarzer Kater', mit Glück kann er sich das breite Grinsen wenigstens halb verkneifen.

Dabei finde ich das so unfair. Alle anderen werden immer in echt bemitleidet - ich dagegen kriege nur zu hören: "Ach komm schon, das schaffst du, du bist gut, ich weiß das." - oder alternativ "Nicht den Kopf hängen lassen, das wird schon alles, morgen scheint wieder die Sonne."

Ich will aber nicht, dass morgen die Sonne scheint, ich will endlich mal ausführlich bedauert werden, eben so in echt und aus tiefstem Herzen.

Ich weiß zwar grade nicht mehr wofür, aber das ist ja auch egal, einen wirklichen Grund braucht es doch nicht, merke ich ja überall um mich herum. Die Menschen haben es halt schwer und außerdem ist die Welt auch noch ungerecht. Da darf man nicht nur jammern, da leidet man völlig zu Recht.

So, und deshalb habe ich beschlossen, dass ich mich nur halb beruhigt habe, mit der einen Hälfte arbeite ich noch immer an einem überzeugenden Jammerauftritt. Das einzige, was mich dabei behindert, ist mein eigenes "Über-Ich" - das steht dann nämlich immer hinter mir und fragt mich: "Sach mal, haste se noch alle oder brauchste mal 'n Klaps auf'n Hinterkopf? Hör gefälligst auf über den Kram zu jammern, sondern setz dich hin und lös das Problem, und wenn du es nicht lösen kannst, dann halt einfach die Klappe, dann ist es Alltag und du hast es nicht besser verdient. Schluss jetzt!"

Aber diese vermaledite Über-Ich, was mir ständig wieder gute Laune verpasst, das kriege ich auch noch klein, habe ich mir fest vorgenommen.
Jawoll.

Und dadrauf mache ich jetzt ganz klar einen
Punkt
.

 
Ich kenn das auch. So richtig bemitleidet werden in der Tat nur die echten Jammerer. Der Grund des Jammers ist eigentlich eher nebensächlich. Man muss nur gut jammern können, schon wird man überall und allerorten bedauert.
Wenn man trotz aller Widrigkeiten das Köpfchen oben behält sieht es mit Bedauerungseinheiten aus der Umgebung eher mau aus.
Andererseits ist das Bedauern der andern ja auch nicht wirklich eine Hilfe. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass man echte Unterstützung und Hilfe von anderen eher erfährt, wenn man klar und konkret seine Bedürfnisse an den richtigen Stellen formuliert und Hilfe einfordert. Und da bin ich dann gleich doppelt froh, nicht dem Bund der Jammerer anzugehören.

 
Da haben Sie
allerdings Recht - Hilfe bekommen die Jammerer eher selten, weil, lohnt sich ja nicht, nachher würde man ihnen noch den wunderschönen Jammergrund wegmachen, und das wäre dann erst recht eine Katastrophe.
Kennen Sie das Lied von Annett Louisian: "Geh mir weg mit einer Lösung" ? Muss ich immer fürchterlich grinsen, wenn ich das höre, weil es bei so vielen passt.

 
Ja, das Lied kenne und liebe ich. Die Anett hat einfach 'nen genialen Texter, ist im übrigen derselbe wie bei Roger Cicero.
Ich mag auch sehr die Aussage von Anetts Widder wider Willen, da werden 'ne ganze Menge Sternzeichen- und andere Tiere drin verarbeitet. ;-)

 
pleased.gif Ich sag mal "jammernich"... neee Spaß beiseite. Wieso auch nicht? Sie haben auch das Recht, sich mal bmitleiden zu lassen und schlecht drauf zu sein. Allerdings funktioniert das nur, wenn Sie nicht nebenbei schon wieder gute Laune bekommen. Also, mal fallen lassen in die Jammerei. Nix rosarote Brille, sondern richtig GRAU!

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Das ist ja das Problem,
so richtig grau, wirklich komplett und düster Dunkelgrau finde ich so ätzend, dass ich es erst mal spontan per eingebautem Problembeseitigungsmechanismus in Graurosa verwandele, dann erst habe ich Zeit zum Jammern, aber dann wiederum nimmt mich keiner mehr Ernst.
Außerdem vergesse ich es immer viel zu schnell wieder, wenn ich mich mal geärgert habe, das ist auch ganz schrecklich. Ich kann mich daran erinnern, dass ich mir als Teenager mal ein ganz großes Schild gemalt habe, auf dem stand: "Auf Mutter sauer sein!!!!!!!!" - habe ich mir groß vor den Spiegel geklebt, hat aber nichts geholfen, denn als ich das nächste Mal mit meiner Mutter geredet habe, habe ich natürlich nicht auf den Spiegel geguckt und schwupp, schon war wieder alles friedlich und guter Laune.

Mit Krankheiten kann ich auch nicht aufwarten, weil, wenn ich krank bin, bin ich krank, dann habe ich nicht auch noch die Kraft zu jammern, dann will ich in Ruhe sterben und möglichst wenig gestört werden.

Es ist einfach ein Kreuz mit mir - nie fällt mir was ein, über das ich mal so richtig bemitleidenswert und ausgiebig jammern könnte.

Naja gut, dann habe ich jetzt eben wieder gute Laune, phhfft, auch egal.

Passt aber auch grade, schließlich habe ich einen tollen Nachmittag vor mir, da freue ich mich schon so drauf, dass ich noch nicht mal vernünftig darüber jammern kann, dass ich nicht jammern kann.

 
Frau L, dann machen Sie doch einfach mit mir zusammen einen Freudensprung. Denn, was soll ich sagen, ich bin total glücklich.

Punkt

 
xyxthumbs.gif

 
Du Ärmste,
hast es aber auch wirklich schwer, mit Deiner guten Laune.

;-)