Mittwoch, 16. Juli 2008
Sodele
Jetzt sind wir schon wieder drei Wochen weiter und langsam sortiert sich alles in neu gefundenen Systemen.

Der Umzug hat ganz erstaunlich gut geklappt, am Abend waren zwar alle Beteiligten fix und alle, aber auch sehr zufrieden mit dem Gesamtablauf der Aktion.

Da der Schreiner, der im alten Haus alle Möbel auseinander geschraubt hatte, erst drei Tage später Zeit hatte, alles wieder zusammenzubauen, war auch die "Einräumphase" nicht sehr hektisch - gab ja noch nicht sehr viele Dinge, die wirklich eingeräumt werden konnten und die Küche war schon vorher fertig gewesen.

So sind wir am Montag denn erst mal ausgiebig einkaufen gegangen, was ein großer Spaß war, da wir sozusagen "alles" kaufen mussten. Den Umzug der Verbrauchsgüter hatte ich mir ganz klar geschenkt, ich fand es einfacher, das alles vor Ort neu zu erwerben.
Als Andenken besitze ich jetzt einen fast 2m langen Einkaufszettel vom Discounter. Ist schon erstaunlich, was man an "Grundausstattung" alles so braucht für einen funktionierenden Haushalt, aber zum Glück hatte ich ja noch das große Auto, so dass der Transport kein Problem war.
Am Abend waren dann Getränkekeller und Vorratsraum gut gefüllt und ich konnte mit dem beruhigenden Gefühl, endlich halbwegs komplett ausgestattet zu sein, zufrieden ins Bett gehen.
In den folgenden Tagen wurden dann die Möbel aufgebaut, Regale etc. angebracht, meine Mutter kam und nähte Gardinen, Stück für Stück wurde es also immer wohnlicher und nach dem wir noch mal zwei Touren ins alte Heim gemacht hatten, um all die Dinge nachzustoppeln, die dann doch vergessen worden waren, deren Fehlen sich aber erst im Nachhinein bemerkbar machte, waren wir nach zwei Wochen so weit, dass ich beschloss, entspannt in Urlaub zu fahren.
Jetzt bin ich also auf Borkum und genieße meinen letzten Urlaub "in Freiheit". Bisher war es ja selbstverständlich, dass ich in allen Schulferien auf meine Insel fahren konnte, denn nicht nur konnte ich meine Arbeit selber flexibel gestalten bzw. auch problemlos mitnehmen, ich hatte auch semesterbedingt schon "ganz normal" so viel Urlaub.
Das wird denn dann künftig vorbei sein - und mir wird jetzt erst so nach und nach klar, welche Falle ich mir da selber gestellt habe.
Nun, ich habe es so gewollt und ich werde es jetzt auch so durchziehen - zumindest werde ich erst mal gründlich ausprobieren, wie sich das Leben anfühlt, wenn man sich nicht nur festen Arbeitszeiten, sondern auch größeren Mengen an Vorschriften "von oben" zu unterwerfen hat.
Erste Ansätze davon habe ich bereits zu spüren bekommen, so wusste ich heute bspw. nicht, wann die Herbstferien sind, da sie für mich ja keine unmittelbare Bedeutung mehr haben.
Noch schwerer wird es mir aber wohl fallen, mich in ein System einzufügen, was überwiegend von "Angestellten des öffentlichen Dienstes" geprägt ist, also von Leuten, die ihr Geld auch verdienen, wenn sie "Dienst nach Vorschrift" machen, die also nicht ergebnis- sondern vorschriftsorientiert denken und handeln.
Mit Vorschriften hatte ich ja schon seit jeher Probleme und meine eigentliche Ausbildung und damit mein Beruf ist auch schwerpunktmäßig darauf ausgerichtet, gesetzliche Normen so günstig wie möglich für eine jeweilige Einzelperson auszulegen resp. anzuwenden.
Inwieweit ich also in der Lage sein werde, mich selber "Vorgaben von oben" kritiklos zu beugen, wird sich zeigen, einen Versuch ist es sicher wert, es gibt aber jetzt schon Situationen, wo ich bemerke, wie schwer mir das fällt und wie spontan ich mit Ablehnung reagiere, wenn ich bemerke, da will mir jemand Vorschriften machen.

Ich habe es aber selber so gewollt, jammern ist deshalb nicht nur überflüssig, sondern blödsinnig. Doch je mehr ich nach meinem ersten Etappenziel "Umzug" nun wieder zur Ruhe komme, um so mehr grübele ich darüber nach, ob der Rest der Planung wirklich so perfekt ist oder ob ich nicht jetzt schon besser mal anfange, an Plan B zu arbeiten und mich darum kümmere, auch meine bisherige, beruflich selbständige und unabhängige Existenz sicher weiterführen zu können.
In dem intensiven Bestreben als erstes und wichtigstes Ziel endlich ein selbstbestimmtes und freies Privatleben zu führen, erschien mir eine gleichzeitige, beruflich eigenverantwortliche Situation schlicht als Überforderung.
Mittlerweile habe ich mich aber schon sehr gut und sehr schnell an mein freies Privatleben gewöhnt und schrecke vor einer weiteren Selbständigkeit deshalb längst nicht mehr so zurück. So relativiert sich denn vieles doch im Laufe der Ereignisse.

Fürs erste mache ich jetzt aber mal Urlaub, der Rest kommt später und deshalb an dieser Stelle einfach nur ein
Punkt
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Freitag, 27. Juni 2008
Endspurt
Heute kommt also das große Auto und dort packe ich dann alles ein. Unzählige Kisten, Sessel, Schränke, Regale - die Kinder und mich.
Irgendwie mein ganzes Leben - oder zumindest das, was ich davon noch behalten möchte.
Es ist ein komisches Gefühl, weil mir die Endgültigkeit und die Folgen dieser Situation erst jetzt wirklich bewusst werden.
Ich bin dann künftig alleine für mich und die Kinder verantwortlich.
Ein bisschen schlecht ist mir schon, auch wenn ich weiß, dass es die richtige Entscheidung und das richtige Handeln ist.
Heute Abend wird es hier ganz fürchterlich aussehen, alles zerpflückt und auseinandergerissen, schmutzig, müllig und gräßlich ungemütlich. Und in diesem entsetzlichen Umfeld lasse ich dann den Menschen alleine zurück, der immer alles für mich getan hat.

Das Leben kann manchmal unendlich gemein sein.

Trotzdem: Es ist richtig so, denn es geht nicht anders.
Punkt
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